Von der Luftbildarchäologie zur Stratigraphie und zum Digitalen Zeichnen

Luftbildarchäologie (Sawyer Michael Neumann)

Das Analysieren von Luftbildern ist ein wichtiger Bestandteil der archäologischen Prospektion, um einen Bereich zu finden, der sich für eine Ausgrabung anbietet. Hierfür werden die Bilder nach interessanten Strukturen abgesucht, die möglicherweise antik und nicht modern sind. Manchmal sind die erkannten Strukturen ganz klar als spezifische Strukturen einer archäologischen Kultur zu erkennen, so sind z.B. die Umrisse von Hügelgräbern und römischen Kastellen besonders gut in einem Luftbild zu identifizieren, sofern sie nicht von anderen Strukturen gestört sind. Weiterhin kann mithilfe von Luftbildern das ganze Ausmaß eines Fundplatzes ermittelt werden, beispielsweise bei einer Siedlung, wenn mehrere Gebäudereste, wie Mauern oder Pfosten, zu erkennen sind.

Doch wie sind Befunde in einem Luftbild zu erkennen? In einem Gebiet, in dem viel Landwirtschaft betrieben wird und es viele Felder gibt, können anhand der Bewuchsmerkmale der Pflanzen, Strukturen, die im Erdreich liegen, erkannt werden. Pflanzen oberhalb von Gruben und Gräben wachsen oftmals besser, somit sind sie größer und kräftiger als die restlichen Pflanzen. Umgekehrt gilt das Gegenteil, wenn diese auf Mauerresten und Strukturen, die aus Stein bestehen, wachsen. Hier sind sie kleiner und schwächer als die umliegenden Pflanzen. Frischer Schnee ist ebenfalls hilfreich, um Strukturen sichtbar zu machen, wenn er auf Strukturen besser liegen bleibt oder wegschmilzt. Es bietet sich oft an Luftbilder in den Morgen- oder Abendstunden anzufertigen, da hierbei der längere Schattenwurf dank der oben genannten Gründe, besser sichtbar ist. Natürlich sind dadurch auch Schatten von Strukturen erkennbar, die höher oder tiefer gelegen sind als der Mutterboden. Weiterhin können Verfärbungen des Bodens, vor allem auf Flächen oder Regionen, in denen kaum Bewuchs besteht, auf Befunde hinweisen.

Wälder hingegen behindern das Anfertigen von Luftbildern auf die herkömmliche Weise. Hier empfiehlt sich das Benutzen anderer Methoden, wie z.B. der LiDAR (Light detection and ranging) Scan, bei dem mithilfe eines Laserimpulses die Höhenunterschiede zwischen Boden und Scanner unterhalb der Baumkronen gemessen werden und mithilfe des Computers ein akkurates Bild ergibt. Allerdings ist diese Methode um einiges kostenintensiver als das herkömmliche Erstellen von Luftbildern.

Da diese Methode jederzeit von Zuhause aus durchgeführt werden kann, ist sie ein netter Einblick um den Alltag der Archäologie auch ohne eine Exkursion zu erfahren. Wer nun ein bisschen nach Befunden stöbern möchte, kann sich auf den folgenden Webseiten ein paar Luftbilder anschauen:

  • Das bayerische Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung bietet kostenpflichtige, dafür aber hochauflösende Luftbilder für den gesamten Raum Bayerns an.
  • Allerdings bieten sie auch ein Portal an, das zwar weniger auflösend ist, wo man jedoch ganz Bayern betrachten kann und sich von dort aus, dann spezifische Luftbilder heraussuchen kann, falls man diese erwerben möchte.
  • Archaeoflug.de dagegen bietet ein Online Luftbild Archiv, das für die Archäologie spezifisch ist.
  • Generell ist aber auch Google Earth, dass dank Satellitenbildern den ganzen Globus erfasst hat zu empfehlen, um sich interessante Orte herauszusuchen und größere Strukturen zu entdecken.

Stratigraphie (Sarah Regina Krinner)

Wenn man sich mit der Archäologie beschäftigt ist die Ausgrabung ein Bestandteil, der nicht wegzudenken ist. Genauso wie die Bedeutung und die Methoden der Stratigraphie.  

Eine mögliche Definition des Wortes Stratigraphie ist, dass es sich um eine Abfolge von Schichten handelt. Welche beschreibt, dass die unteren Sedimentschichten älter sind als die Sedimentschichten, die sich darüber befinden. Auch ist diese Definition unter dem Gesetz der Überlagerung oder des Stratigraphischen Prinzips bekannt. Eine weitere Definition beschreibt die Stratigraphie als das Darstellen einer Stratifizierung, die Interpretation, Dokumentation und die Beobachtung von einem archäologischen Fundplatz. Mit beiden Definitionen als Anhaltspunkt ermöglicht die Stratigraphie zum einen die chronologische Abfolge der Schichten relativ zueinander in ein Verhältnis zu setzen und zum anderen durch die Vergesellschaftung von Funden diese kontextuell einordnen zu können.

Um mit dem Zusammenspielen der Schichten auch nach dem Dokumentieren vor Ort visuell sichtbar zu arbeiten entwarf Edward Harris ein Modell, welches einem ermöglicht die stratigraphischen Schichten in ein graphisches Modell umzusetzen. Hierfür nutzte er für die Beschreibung der Schichten zueinander die Bedingungen unter, über, neben und unbekannt. Das Kriterium, welches die Schichten voneinander abgrenzt, ist die Grenze/Interface zu den jeweiligen Schichten. Das Ziel ist das Erstellen einer Sequenz von Kontexten und der Beobachtung, welche zu einem Schema der zeitlichen Staffelung von Schichten führt.

Jedoch gibt es bei diesem Modell einige Voraussetzungen und Probleme. Es setzt das Graben in natürlichen Schichten voraus und das Erstellen der Stratigraphie im direkten Anschluss an die Grabung. Das wichtigste ist das Verständnis der Schichtgrenzen/Interfaces. Die Natur der Kontexte, der Kulturschichten, die Störung oder der Sedimente sind für das Modell nicht erforderlich oder von Bedeutung. Zudem erklärt das Modell weder die Schichten, noch steigert es das Verständnis an ihnen.

Um einige dieser Probleme zu beheben empfiehlt sich das Nutzen des Harris Matrix Composers. Welches ein Computerprogramm ist, um Schichten sichtbar voneinander abzugrenzen und zu organisieren. So kann man in dem Programm Perioden und Phasen in Boxen darstellen, welche mit Kommentaren versehen werden können, auf die Ausgrabungsseite verweisen, Einheiten mit „noch nicht ausgegraben“ beschriften und eine Veränderung des Graphikdesigns erkennen, je nach Veränderung des Erscheinungsbilds des Modells.

Fazit:

Die grundlegende Schwierigkeit ist, dass die Kontexte dreidimensional sind, während die Dokumentation zweidimensional ist. Zudem sind die Schichten nicht immer natürlich entstanden, sondern von Menschenhand gemacht. Wie das Graben einer Grube, das Füllen einer Grube, das Wegwerfen von Müll oder das Bauen einer Mauer. Auch verlaufen die Schichten nicht horizontal, was ein Problem bei der Verfolgung von Schichtgrenzen ist.

Die Harris Matrix bietet die beste Möglichkeit Schichten in eine zeitliche Staffelung zu setzen. Der Harris Matrix Composer ist für jede*n Archäolog*in ein praktisches Tool und die Auseinandersetzung mit dem Programm lohnt sich bereits für Studienanfänger*innen.  

Links für weiterführende Literatur:

Digitales Zeichnen in der Archäologie (Tuğçe Zinal)

Das digitale Zeichnen ist für die Archäologie ein wichtiger Arbeitsschritt, um Funde zu dokumentieren. Wie wir alle wissen, ist das Zeichnen und Dokumentieren der Funde ein wichtiger Bestandteil für die Archäologie, sei es nur eine Münze, eine Keramikscherbe, ein Teil einer Statuette oder auch die verschiedenen stratigraphischen Schichten, all das muss aufgrund der „kontrollierten Zerstörung“ aufgezeichnet werden. Jedoch können Details der Funde „verloren gehen“, wenn nicht sorgfältig dokumentiert wird.

Ein Foto der Objekte allein ist meist nicht ausreichend, da bestimmte Aspekte wie die Form, Farbe oder besondere Merkmale wie Information über die Herstellung usw. verloren gehen können.

Durch die Handzeichnungen können die Exponate viel detaillierter analysiert und dokumentiert werden, da man sich hier mit dem Fund auf Anhieb differenziert auseinandersetzt und es sehr genau betrachtet. Da diese aber mit der Zeit aufgrund von äußerlichen Faktoren wie Wasser, Schmutz, Risse etc. verblassen, ist es sehr wichtig sie nochmals als digitalisierte Handzeichnung zu fertigen.

Wie genau funktioniert das?

Als erstes wird die Handzeichnung mittels eines Scanners eingescannt und anschließend mit einem Grafikprogramm, wie beispielsweise „Adobe Illustrator“ oder „Affinity Designer“ bearbeitet. In unserem Seminar „Grabungspraktikum“ wurde uns „Affinity Designer“ empfohlen, da hier die Handhabung, in Gegensatz zum „Adobe Illustrator“, einfacher ist. Nachdem die eingescannte Zeichnung in dem Programm geöffnet wurde, fängt man an durch die gezielte Schaffung der jeweiligen Ebenen darauf zu zeichnen, die Linien nachzufahren, miteinander zu verbinden oder Felder auszufüllen. Am Ende hat man von der Handzeichnung eine digitalisierte Version, auf der Fehler direkt korrigiert werden können.

Hierdurch entsteht noch eine Möglichkeit, die Zeichnungen digital abzuspeichern und diese dann direkt in den wissenschaftlichen Publikationen zu verwenden.

Das positive an unserem Online Seminar über „Zoom“ war, dass durch die Funktion der Bildschirmfreigabe jeder sein Bildschirm teilen konnte, damit die Dozentin bei Schwierigkeiten mit dem Programm gleich eingreifen und uns weiterhelfen konnte. Die Handhabung der ganzen verschiedenen Werkzeuge, Techniken oder Anwendungsmöglichkeiten der einzelnen Funktionen konnte uns ohne weiteres auch digital übermittelt werden. Nach mehreren Anläufen waren wir alle selbstständig in der Lage, digitale Handzeichnungen zu fertigen (siehe Abb.1-3.)

Als Fazit kann man sagen, dass ein Onlinekurs über „Digitales Zeichnen“ durchaus viel Wissen mit sich brachte und optimal von zu Hause ausgeübt werden kann.

Um sich einen besseren Einblick zum Thema „digitales Zeichnen“ zu verschaffen, empfiehlt es sich dieses Video anzuschauen: https://www.youtube.com/watch?v=Tdb6OpWaIrA

Die Autor*innen sind BA Studierende der Archäologie an der LMU.